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Sanfte Steuerung neu verpackt: Bildungslobbyisten mit neuer Strategie


Welchen Einfluss haben wirtschaftliche Interessen auf die Bildung? Wie findet diese Einflussnahme statt und welche neuen Strategien werden dabei verfolgt? Welche Absicht wird mit Großveranstaltungen wie dem heute beginnenden „Vision Summit 2013“ verfolgt? Was ist von der Reformrhetorik eines Richard David Precht zu halten? Wie lässt sich die Chancenungleichheit im Bildungswesen abbauen? Welche Reformen wären notwendig und sinnvoll? Was heißt eigentlich „Potentialentfaltung“? Was können Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern für einen Reformprozess tun? Jens Wernicke fragt den Pädagogikprofessor und Bildungswissenschaftler Jochen Krautz.

Weiterlesen: http://www.nachdenkseiten.de/?p=18451

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Unterstützung nötig: Studierende immer häufiger gesundheitlich stark beeinträchtigt


Eine steigende Zahl von Studierenden leidet unter starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Geeignete Hilfen für diese Studierenden sind allerdings Mangelware. Zudem legen aktuelle Daten die Vermutung nahe, dass es überproportional benachteiligte Studierende sind, die im Laufe ihres Studiums psychisch erkranken und schließlich diejenigen mit starken Beeinträchtigungen sind. Dass das „System Hochschule“ also dazu neigt, aus Benachteiligten schließlich Behinderte zu machen.

Weiterlesen: http://www.studis-online.de/HoPo/art-1569-benachteiligung-behinderung.php

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Fremdes...

Mit der Zeit


Mit der Zeit lernst Du
dass eine Hand halten
nicht dasselbe ist wie eine Seele fesseln
und dass Liebe nicht anlehnen bedeutet
und Begleitung nicht Sicherheit.

Du lernst allmählich
dass Küsse keine Verträge sind
und Geschenke keine Versprechen.

Und Du beginnst
Deine Niederlagen erhobenen Hauptes
und offenen Auges hinzunehmen
mit der Würde des Erwachsenen
nicht maulend wie ein Kind.

Und Du lernst, all Deine Straßen
auf dem Heute zu bauen
weil das Morgen ein zu unsicherer Boden ist.

Mit der Zeit erkennst Du
dass sogar Sonnenschein die Haut verbrennt
wenn man zuviel davon abbekommt.

Also bestell Deinen Garten
und schmücke selbst Dir Deine Seele mit Blumen
statt darauf zu warten
dass andere Dir Kränze flechten.

Und bedenke
dass Du wirklich standhalten kannst
und wirklich stark bist.
Und dass Du
einen eigenen Wert hast.

(Kelly Priest)

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Quo vadis Studienqualität?


Die Studienqualität an deutschen Hochschulen wird immer wieder kontrovers diskutiert. Besondere Aufmerksamkeit erlangte das Thema durch die im Rahmen des Bologna-Prozesses angestoßenen Veränderungen. Vor diesem Hintergrund sind verlässliche Daten zu Studienqualität und -zufriedenheit heiß begehrt. Der Studienqualitätsmonitor (SQM) liefert sie nun. Die Frage, die sich anschließt, lautet jedoch: Was können und sollen auch die besten Untersuchungen eigentlich bringen, wenn den Hochschulen zugleich doch seit Jahren das Geld dafür fehlt, notwendige Schritte hin zu „besserer Bildung“ überhaupt finanzieren zu können, beispielsweise also mehr Personal einzustellen, die Hörsäle zu modernisieren, die Lehrenden fortzubilden usw. usf.? Auch zu diskutieren wäre überdies: Ist der subjektiv empfundene Grad an „Studienzufriedenheit“ denn nicht immer relativ? Und stiege er denn insofern nicht womöglich bereits dann einfach an, wenn man den Betroffenen immer wieder und wieder vermittelte, dass es ihnen doch schließlich besser als den meisten anderen im Lande geht, ohne dass hierfür in Bezug auf ihre konkrete Situation wirklich etwas besser geworden sein muss? Und überhaupt: Ist „Berufserfolg“ nicht ein eigenartiges Kriterium zur Definition von Bildung, weil die Verwendung desselben in Folge auch darauf hinausliefe, bei beispielsweise zeitgleich steigenden Akademikerzahlen und sinkendem Stellenangebot die bedingungslose Unterwerfung unter die Bedingungen des Arbeitsmarktes als „Qualität von Bildung“ zu bestimmen?

Weiterlesen: http://www.studis-online.de/Studieren/art-1566-studienqualitaetsmonitor2012.php

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Studium als beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit


„Ein Studium ist nach wie vor die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit“, ergibt eine aktuelle Studie zu Karriereverläufen von Hochschulabsolventen. Doch was meint das eigentlich? Und ist wirklich alles Gold, was glänzt? Studis Online hat sich die Studie genauer angeschaut.

Weiterlesen: http://www.studis-online.de/Karriere/art-1562-his-absolventenstudie2013.php
Alternative Version: https://www.neues-deutschland.de/artikel/831024.kratzer-in-der-heilen-akademikerwelt.html

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Selbstliebe


1.

„Nein, nicht gering ist die Zeit, die uns zu Gebote steht; wir lassen nur viel davon verloren gehen. Das Leben, das uns gegeben ist, ist lang genug und völlig ausreichend zur Vollführung auch der herrlichsten Taten, wenn es nur vom Anfang bis zum Ende gut verwendet würde; aber wenn es sich in üppigem Schlendrian verflüchtigt, wenn es keinem edlen Streben geweiht wird, dann merken wir erst unter dem Drucke der letzten Not, dass es vorüber ist, ohne dass wir auf sein Vorwärtsrücken achtgegeben haben. So ist es: nicht das Leben, das wir empfangen, ist kurz, nein, wir machen es dazu; wir sind nicht zu kurz gekommen; wir sind vielmehr zu verschwenderisch. […]
Frage nach jenen Stützen der Gesellschaft, deren Namen auswendig gelernt werden, du wirst sehen, man unterscheidet sie nach folgenden Merkmalen: der eine dient diesem, der andere jenem, keiner sich selbst. Ganz sinnlos ist demnach die Entrüstung so mancher: sie klagen über den Hochmut der Höherstehenden, weil diese für den zudringlichen Besucher keine Zeit gehabt haben! Darf sich irgend jemand herausnehmen, über den Stolz eines anderen zu klagen, der für sich selbst niemals Zeit hat? Jener hat dir unbedeutendem Gesellen doch irgend einmal einen Blick gegönnt, wenn auch einen noch so hochfahrenden, er hat sein Ohr zu deinem Anliegen herabgelassen; du aber hast dich nie für wert gehalten, einen Blick in dich zu tun, auf dich selbst zu hören. Diese deine Dienstbeflissenheit gibt dir also keinen Anspruch auf Beachtung von seiten irgend jemandes; denn als du sie ausübtest, lag dem nicht die Absicht einer Verbindung mit dem anderen zu Grunde, sondern nur das Unvermögen, dir selbst anzugehören. […]
Es überstürzt ein jeder sein Leben, leidet an Sehnsucht nach der Zukunft und an Überdruss an der Gegenwart. Aber der, welcher keinen Augenblick vorübergehen lässt, ohne ihn zu seinem Heil zu verwenden, der jeden Tag so nützlich verwendet, als ob es der letzte wäre, erwartet den morgigen Tag weder mit Verlangen noch mit Furcht. Denn was für einen neuen Genuss könnte ihm denn irgend eine Stunde bringen? Alles ist ihm bekannt, alles gründlich durchgekostet. Was das übrige anlangt, so mag das Schicksal nach Belieben darüber entscheiden: sein Leben ist bereits in Sicherheit. Ein Zuwachs ist noch möglich, ein Abzug nicht, und mit dem Zuwachs steht es ähnlich wie bei einem bereits Gesättigten und Befriedigten, der noch einige Bissen dazu nimmt, nach denen er nicht verlangt, die er sich aber gefallen lässt. Die grauen Haare und die Runzeln geben dir also keinen hinlänglichen Grund zu glauben, es habe irgend einer lange gelebt: nicht lange gelebt hat er, er ist nur lange dagewesen.“

Seneca: Von der Kürze des Lebens, S. 5 ff.

2.

„Waren Sie auch schon mal in Versuchung? Aber ein wenig Zuneigung für sich selbst zu empfinden – ist das schlimm? Trösten Sie sich, das ist eine offene Frage, seit es die abendländische Geschichte gibt. Die ‚Selbstliebe‘ ist umstritten von Anfang an: Sie sei das größte Übel, meinte schon Platon, denn sie halte die Menschen davon ab, gut und gerecht zu sein.
Sich selbst nicht zu lieben, könnte allerdings ein noch größeres Übel sein, denn es verhindert, andere lieben zu können: Das wandte in antiker Zeit jedenfalls Aristoteles gegen seinen Lehrer Platon ein, denn Selbstliebe ist in seinen Augen die Voraussetzung für die Zuwendung zu anderen. Wer zu sich selbst kein Verhältnis hat, kann auch zu anderen keines gewinnen. Das leuchtet durchaus ein, denn wer mit sich selbst nicht im Reinen ist, der ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er sich anderen zuwenden könnte.
Aus diesem Grund gibt es auch im Christentum, der Religion der Liebe, diesen Satz, den alle kennen und den doch kaum einer ernst nimmt: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!‘ Wie dich selbst: Selbstliebe ist die Grundlage der Nächstenliebe. Das ist theologisch nicht immer so erklärt worden, viele Jahrhunderte wurde vielmehr der Verzicht auf Selbstliebe gepredigt. Heute aber lässt sich eingestehen, dass dies keinesfalls nur reine Nächstenliebe zur Folge hatte. Sie und ich, wir können es an uns selbst studieren: Vergeblich versuchen wir, andere zu lieben, wenn die Selbstliebe nicht die Kräfte dafür zur Verfügung stellt, die verausgabt und verschwendet werden können.
Wie kann nun aber die Selbstliebe von Selbstsucht unterschieden werden? Ein einfaches Merkmal nannte schon Aristoteles: Wenn die Selbstliebe nur um ihrer selbst willen da ist, dann handelt es sich um bloßen Egoismus. Ist sie dagegen dazu da, die Zuwendung zu anderen zu ermöglichen, so kann sie keine Selbstsucht sein. Ganz selbstlos sind wir in keinem Fall: Jede Zuwendung zu anderen kommt ja doch wieder uns selbst zugute. Innerlich reich werden wir im Leben letztlich nicht durch uns selbst, sondern durch andere. Die Zuwendung zu anderen ist daher die wahre Selbsterfüllung. So gesehen ist die Frage nicht mehr, ob man sich selbst lieben darf. Es gibt vielmehr Gründe dafür, guten Gewissens darauf gar nicht verzichten zu können.“

Wilhelm Schmid: Darf man sich selbst lieben?,
in: Rainer Weiss (Hrsg.): Die Kunst zu leben: Anleitungen zum Glücklichsein, S. 37 f.

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Geschichten..., Seelisches...

Fragmente


oder: Was ist Leben?

Ich war am Grab meines Vaters. Habe Abschied genommen. Habe endlich Abschied genommen. Über zwanzig Jahre hat es gedauert, dass es endlich ging. Und nun war es an der Zeit. An der Zeit, sich von mehr oder minder dem einzigen Menschen zu verabschieden, der mir in jungen Jahren Halt und Licht gewesen ist. Und der dann plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Einfach so. Und über Nacht. Der mich, ohne es zu wollen, haltlos und im Dunkeln zurückließ. Viel zu jung. Und viel zu früh. Nun habe ich ihm auf Wiedersehen gesagt. Und auch, wie sehr ich ihn liebte. Ich habe lange Zeit gar nichts mehr gefühlt. Viel zu groß war der Schock. Und ich habe es mir lange nicht verziehen, dass ich dies nicht schon zu Lebzeiten tat: Ihm sagen, wie viel er mir bedeutete und stets bedeutet hat. Das habe ich nun nachgeholt. Und ich habe ihm versprochen, dass ich diesen „Fehler“ nie wieder begehen werde. Fortan will ich sagen, was immer auch zu sagen ist. Weil Leben nur Hier und Heute stattfindet und es ein Morgen eben vielleicht gar nicht mehr gibt. Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern. Doch wir können lernen aus ihr. Wir können kein anderer sein. Doch täglich aufs Neue wirklich der, der wir sind. Wir können nichts Äußeres wirklich halten und lange bewahren. Aber wir können das, was uns Licht am anderen war, zu einem Teil unseres eigenen Lichtes machen und so das Vergangene lebendig halten: als liebevolle Erinnerung und lebendigen Teil von uns selbst.

Ich schließe mit meiner Mutter Frieden. Ein Großteil der Kindheit bestand aus Hass und Angst. Und dennoch schließe ich mit meiner Mutter gerade Frieden und komme zur Ruhe. Das ich dies täglich ein weiteres Stück mehr vermag, dafür gibt es vor allem drei Gründe. Der erste Grund ist jener, dass ich im Keller meiner Seele meine eigene Angst und Not und Ohnmacht und Endlichkeit entdeckt habe. Seitdem weiß und verstehe ich, wie es ist, wider jedes bessere Wissen hilf- und wehrlos zu sein. Einfach nicht aus seiner Haut zu können. Und ich ahne, wie es ist, lieben zu wollen, aber nichts geben zu können, das man selbst nie erfahren hat. Der zweite Grund ist jener, dass mir ein Mensch begegnet ist, der einfach nur das Gegenteil der Mutter meiner Kindheit ist: Eine Frau, die einfach nur ein Haufen Liebe, Wertschätzung und Zärtlichkeit auf zwei Beinen ist. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es solche Menschen überhaupt gibt. Menschen, die andere bedingungslos so annehmen, wie diese sind. Menschen, die in der Lage sind, wirklich zu lieben. Menschen, die andere stets ermutigen statt zu bestrafen oder ihnen zu drohen. Und der dritte Grund ist jener, dass ich einen Menschen, den ich einst liebte, gerade dabei begleite, Elter zu werden. Und dass ich dabei erfahre, dass diese Person alles für ihr Kind tun würde. Vielleicht sogar den rechten Arm hergeben. Das, was wirklich notwendig ist, um dem Kind wirklich Halt und Geborgenheit zu geben, aber gar nicht zu tun vermag. Denn, ich sagte es bereits: Wer kann schon aus seiner Haut? Wer soll, wenn er noch mit seinen Dämonen kämpft, sehen können, dass es seine eigenen Kämpfe sind, die die Ruhe nicht erst aufkommen lassen und den Frieden und somit die Liebe vertreiben? Wer, der sein Leben lang nur geliebt wurde, wenn er „leistete“, könnte, egal, aus welchem Grunde, von einem Tag auf den anderen einfach ein anderer oder eine andere sein – nur „aus Liebe zum eigenen Kind“? Niemand vermag dies, denn wir alle sehen sooft und oft auch viel zu lange im Leben, doch den Wald vor lauter Bäumen nicht. Übersehen uns selbst und leiden dann an der Welt, die uns vermeintlich übersieht. Ja, der dritte Grund, warum ich mit meiner Mutter allmählich meinen Frieden finde, ist jener, dass ich eine gute, eine kluge, eine besondere Frau gerade dabei beobachten darf, wie sie ihrem Kind alles gibt, was sie hat. Wie dies aber nicht ausreicht und ausreichen kann und ausreichen wird, weil es schlichtweg zu wenig für eine zarte Seele ist. Und wie all das dennoch Liebe und das im Moment „Bestmögliche“ ist. Weil mehr zu geben ihr im Moment schlicht unmöglich ist. Und weil sie selbst nie genug erhalten hat. Ja, diese Frau, die mir so große Angst bereitet hat in meinem jungen Jahren: Auch sie hat mich geliebt. Sie war nur niemals Herrin im eigenen Haus. War niemals an dem Ort, an dem man der eigenen Angst und Not und Ohnmacht und Endlichkeit ins Antlitz blickt und hinter diesen schließlich sich selbst zu erkennen und hiernach zu heilen vermag. Und hat daher aus einem fast leeren Silo das wenige ausgeteilt, was einzig es an Liebe für sie und ihre Kinder dort gab.

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Geschichten...

Regen


Jeder Augenblick ist ewig,
wenn du ihn zu nehmen weißt.
Ist ein Vers, der unaufhörlich
Leben, Welt und Dasein preist.

Alles wendet sich und endet
und verliert sich in der Zeit.
Nur der Augenblick ist immer.
Gib dich hin und sei bereit!

Wenn du stirbst, stirbt nur dein Werden.
Gönn ihm keinen Blick zurück.
In der Zeit muss alles sterben
aber nichts im Augenblick.

(Konstantin Wecker)

Als ich mit der S8 die Brücke nach Mainz überquere, beginnt es gerade zu regnen. Nein, zu gewittern. Es beginnt zu gewittern. Der Himmel öffnet sich und nach Wochen der Hitze fällt neues Leben auf die verbrannte Erde und ausgezehrten Körper und Seelen herab.

Ich überquere den Fußgängerüberweg an der Ampel in Richtung meines Hauses. Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beginnt eine Frau in strömendem Regen einen Sprint auf ihre Seite des Überweges zu. Aber just als ich die Fahrbahn überquert habe, schaltet die Ampel auf Rot. Ich bin hinüber. Sie ist es nicht. Ich habe einen Schirm und schreite voran. Sie steht, ohne Schirm, nun im strömenden Regen am Übergang und wird zunehmend nass.

Nach einigen Metern drehe ich mich um, überlege kurz und kehre dann zu ihr zurück. Ich stelle mich neben sie an die Ampel und halte meinen Schirm schützend auch über sie. „Ach, danke, das ist aber nett“, sagt sie. Und ich erwidere nach einem Moment des Schweigens: „Also, wenn es ihnen nichts ausmacht: Der Schirm ist kaputt und ich muss mir eh einen neuen kaufen. Darf ich ihn ihnen wohl überlassen?“ „Gerne, ja“, antwortet sie.

Und so drücke ich ihr meinen Schirm in die Hand, nicke und gehe weiter meines Weges. Vor der Haustür bleibe ich, den Schlüssel bereits in der Hand, kurz stehen, doch ziehe dann weiter. Und laufe schnurstracks in das sich über die Stadt ergießende Gewitter hinein.

Links und rechts hastet und rennt es. Bloß nicht nass werden!, denken die meisten wohl. Nach ein paar Minuten sind die Straßen fast menschenleer. Nur noch einige Versprengte und Hartgesottene teilen sich die Stadt noch mit mir. Ich trage T-Shirt und kurze Hose. Die Sandalen habe ich in der Hand. Ich tanze ein wenig und pfeife ein Lied, das ich gerade erst am Erfinden bin.

Ein Unbekannter mit Schirm streift meinen Weg. Er hört mich pfeifen und muss lächeln. Einige Zeit später zieht ein Pärchen an mir vorbei. Erst schauen sie auf meine nackten Füße, dann mir ins Gesicht, erneut auf meine nackten Füße. Und dann lächeln sie beide, lächeln mich an.

Das Kopfsteinpflaster in der Altstadt ist feucht und warm. Der Regen benetzt meinen Körper und umspült mir liebevoll die Zehen. Und, Pfützen, ja, die sind mir ein besonderer Genuss. Groß, weich und warm sind sie. Und als ich das fühle, lächele ich schließlich selbst.

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