für Eva-Maria und Esther
Wir
haben alles ausdiskutiert
fein säuberlich
mit dem Verstand
haben uns
stets in der Mitte getroffen
unser Leben
auf dem Reißbrett entworfen, gelebt
haben selten gestritten
füreinander fast alles getan
auch uns verbogen
uns selbst nicht gelebt
haben jeweils den andern
verstehend gefühlt
uns nur unter Vorwänden, entschuldigend
einmal von ihm entfernt, distanziert
haben einander kaum je resolut kritisiert
selten nur eigene Bedürfnisse artikuliert
wenn aber einmal
diese dann nicht
erst recht nicht gegen den anderen
auch wirklich durchgesetzt und gelebt
haben es recht machen wollen
dem anderen, nicht uns
vermieden das Nein! zwischen uns
weil wir dachten
dies bedeute das Nein!
auch fürs Uns
haben einander nie souverän Paroli geboten
nie mit Konter und persönlichen Grenzen beschenkt
und verloren hierdurch
mehr und mehr
die letzte Distanz und eigne Kontur
haben unsere Positionen
und unseren sicheren Stand im Leben
aneinander verloren
und nannten das „gerecht“
den immer wieder einmal notwendigen
„fairen Kompromiss“
haben uns enger und enger verbunden
und dachten
dies sei Zeichen unseres Ja!s füreinander
konnten nicht sehen oder verstehen
(und gefühlt hatten wir uns selbst ja schon lange nicht mehr)
dass der Sog zueinander
das Resultat immer tieferer Einsamkeit in- und miteinander
und diese wiederum das Resultat
unseres jeweiligen, anwachsenden Nein!s zu uns selbst
war und stets ist
Wir nannten all das LIEBE
(das schrieben wir groß)
und auf dem Reißbrett unserer Ehe stand:
„Ja, richtig –
so wird’s gemacht!“
Wir nannten all das LIEBE
und hatten uns
ein jeder sich selpst
(wir wussten nicht, wie man das schreibt)
doch niemals gespürt
Wir nannten all das LIEBE
und ich weiß erst jetzt
nachdem das Reißbrett zerbrach
alle „Pläne“ endeten
und ich Dich schließlich verlor
nachdem ich mich selbpst
(auch heute übe ich noch an diesem Wort)
und unter all dem Geröll
hinter so viel Ratio, Vernunft und Verstand
auch mein Fühlen
wiederfinden musste
und schließlich wiederfand:
So wenig von alldem
war LIEBE
und so viel
war: ANGST
Sehr berührend, wunderschön – Danke, Andrea aus Köln
schön, wenn man so zu einer Erkenntnis kommt…..liebe Grüße aus Graz, gerhild
sehr schön in Worte gefasst. Grüße von der Ägäis
Schön.